Der verlorene Funke

Der verlorene Funke – Teil 8

(c) Bild: Jürgen Kudlacek-Pertl

Teil 8 – Donnerstag: Ein Neuanfang

Es war endlich Donnerstag, Halloween, und Lukas wusste, dass dies der entscheidende Tag war. Die mysteriösen Ereignisse der letzten Tage hatten sich immer mehr zugespitzt, und jetzt stand er kurz davor, die Wahrheit zu erfahren. Heute Abend würde die Halloween-Feier stattfinden – und Lukas fühlte, dass dies der Moment war, auf den alles hinauslief.

Er zog sich das Kostüm an, das er am Vortag gekauft hatte, und setzte die Maske auf. Sie fühlte sich immer noch wie das Richtige an, als ob er damit nicht etwa versteckte, wer er war, sondern sich endlich entschied, etwas Wahres von sich zu zeigen.

Das alte Herrenhaus, in dem die Feier stattfand, war prachtvoll geschmückt. Lichterketten tauchten den Garten in ein warmes, fast magisches Licht, und die Gäste trugen fantasievolle Kostüme. Überall war Gelächter und Musik zu hören, doch Lukas blieb ruhig und nachdenklich, als er das Herrenhaus betrat. In seiner Tasche spürte er noch immer den Kompass, der ihm all die Tage den Weg gewiesen hatte. Die Nadel war starr, sie zeigte immer noch auf das Herz.

Sabine begrüßte ihn am Eingang. „Du siehst fantastisch aus!“, rief sie begeistert. Lukas nickte dankbar, doch seine Gedanken waren bei etwas anderem. Sein Blick fiel auf Stefan, der am anderen Ende des Raumes stand und sich mit einer Gruppe unterhielt. Lukas’ Herz schlug schneller, als er ihn sah. Er kannte Stefan aus den sozialen Medien, hatte ihn bewundert, aber sie hatten sich nie persönlich getroffen.

Lukas fasste sich ein Herz und ging auf Stefan zu. Als ihre Blicke sich trafen, schien für einen Moment die Zeit stillzustehen. „Hallo, Stefan“, sagte Lukas leicht nervös, aber mit einem offenen Lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen.“

Stefan drehte sich um und lächelte. „Lukas! Schön, dich zu sehen. Dein Kostüm ist beeindruckend.“

„Danke“, erwiderte Lukas, „ich wollte etwas Neues ausprobieren.“ Sie begannen ein Gespräch, das sich überraschend leicht und natürlich anfühlte. Lukas bemerkte, wie sich in ihm eine seltsame Ruhe breit machte. Alles, was ihn in den letzten Tagen bedrückt hatte – die Unsicherheit, die mysteriösen Ereignisse – schien mit jedem Wort, das er mit Stefan wechselte, zu verschwinden.

Als die Musik langsamer wurde, fragte Stefan: „Möchtest du tanzen?“ Lukas spürte ein leichtes Kribbeln in sich, doch er lächelte und sagte: „Ja, gerne.“

Während sie tanzten, fühlte sich Lukas frei, als ob er endlich all die Masken abgelegt hatte, die er so lange getragen hatte. Es war, als ob der Schleier, der ihn all die Jahre von sich selbst getrennt hatte, endlich gefallen war. Er spürte eine Verbindung zu Stefan, die mehr war als bloßes Interesse. Es war, als ob sie sich auf eine tiefere, ungesagte Weise verstanden.

Als die Uhr auf Mitternacht zuging, zog Stefan ihn zur Seite. „Ich möchte dir etwas zeigen“, sagte er geheimnisvoll und führte Lukas auf die Bühne des großen Saals. Dort, vor einer Leinwand, die plötzlich zum Leben erwachte, erschienen Bilder von Lukas’ Reise der letzten Tage – die geheimnisvollen Botschaften, der Kompass, der Mann mit der Kürbismaske. Lukas starrte auf die Bilder, verblüfft und sprachlos.

„Wie…?“, flüsterte Lukas.

Stefan lächelte sanft. „Du warst nie allein. Manchmal braucht es nur einen kleinen Schubs, um den richtigen Weg zu finden.“

Lukas spürte Tränen in seinen Augen, als er die Bedeutung dieser Worte begriff. All die Zeichen, die er erhalten hatte, die mysteriösen Botschaften – sie hatten ihn hierhergeführt, zu diesem Moment. „Danke“, flüsterte er.

Stefan nahm seine Hand. „Das hier ist nur der Anfang. Wir haben noch eine Reise vor uns – zusammen.“

Als Mitternacht schlug, fühlte Lukas, dass er endlich angekommen war – nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei jemandem, der ihn auf dieser Reise begleiten würde. In der Ferne, verborgen im Schatten, stand der Mann mit der Kürbismaske. Er beobachtete die beiden und hob leicht die Maske an, bevor er im Dunkel verschwand, als ob er nie da gewesen wäre.

Lukas lächelte. „Dies ist erst der Anfang“, flüsterte er.

Ende

Das wars! Das ist das Finale von “Der verlorene Funke” – ich hoffe es hat euch gefallen.
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Happy Halloween und gruselt euch schön!
Euer Jürgen

Eine Halloween-Kurzgeschichte von Jürgen Kudlacek-Pertl