Liebe & Partnerschaft

Mental Load: Jeder vierte Mann wartet im Haushalt auf Anweisung der Partnerin

Mehr als jede dritte Frau fühlt sich manchmal von den Aufgaben des Alltags überfordert – das zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2021. Dafür wurden über 4.000 Liierte befragt, wie zufrieden sie mit der Alltagsorganisation in ihrer Beziehung sind. Frauen fühlen sich mit dem, was sie tagtäglich leisten, öfter nicht gesehen – und wer im Alltag unzufrieden ist, ist es häufig auch in der Beziehung. Corona hat die einseitige Unzufriedenheit teils noch verstärkt.

Drei Viertel der Paare harmonieren im Haushalt – Männer schätzen Harmoniefaktor höher ein

Zunächst gibt es eine gute Nachricht: Drei Viertel der Befragten geben an, dass sie und ihre Partner:innen mit Blick auf die anfallenden Aufgaben im Haushalt sehr gut harmonieren. Umgekehrt heißt das aber auch: Bei etwa einem Viertel der Befragten gibt es noch Potenzial nach oben. Dazu kommt, dass Frauen und Männer sich nicht ganz einig sind: Während 79 Prozent der Männer überzeugt sind, dass die Alltagsarbeit sehr gut läuft, sind es bei den Frauen nur noch 72 Prozent.

Jeder vierte Mann denkt nicht mit – viele Frauen sind überfordert

Die weiteren Ergebnisse der Studie bestätigen diese Tendenz: Gerade Frauen fühlen sich im Alltag häufiger als Männer überfordert von ihren Aufgaben, mehr als jeder Dritten wird manchmal einfach alles zu viel (35 Prozent). Dagegen geht es nur jedem vierten Mann so (23 Prozent). Viele Frauen haben das Gefühl, ihr Partner merkt gar nicht, wie viel sie im Alltag machen (36 Prozent, Männer: 24 Prozent) und sind oft genervt, weil sie finden, dass ihr Partner sich zu wenig kümmert (29 Prozent, Männer: 16 Prozent). Dahinter stehen aber nicht nur die Aufgaben selbst, sondern eine oft übersehene, indirekte Belastung: der Mental Load. So schieben nach wie vor viele Männer die Organisation und Koordination der Aufgaben ab. Jeder vierte Mann meint, er brauche von seiner Partnerin eine konkrete Ansage, was erledigt werden muss (26 Prozent, Frauen: 9 Prozent). Kein Wunder, dass jede vierte Frau glaubt, wenn ihr Partner sie nicht hätte, würde gar nichts mehr funktionieren (24 Prozent, Männer: 17 Prozent).

Beziehungszufriedenheit und Alltagsaufgaben hängen zusammen

Ein Blick auf die Beziehungszufriedenheit der Befragten zeigt Zusammenhänge zwischen Aufgabenteilung und Zufriedenheit. Gerade bei Liierten, die in ihrer Beziehung derzeit unzufrieden sind, ist auch der Missmut mit Blick auf die Alltagsarbeit sehr hoch. So fühlen sich 53 Prozent der unzufriedenen Frauen von ihren Aufgaben manchmal überfordert, aber nur 32 Prozent der zufriedenen. Dieser Unterschied zeigt sich bei Männern übrigens kaum (26 bzw. 22 Prozent). Auch die Wahrnehmung des Engagements durch den Partner scheint dabei eine Rolle zu spielen. So glauben 68 Prozent der unzufriedenen Frauen, ihr Partner merkt gar nicht, was sie alles erledigen (Männer: 49 Prozent), bei den zufriedenen Frauen empfinden das nur 31 Prozent (Männer: 20 Prozent).

Corona hat für mehr Familien- und Paarzeit gesorgt – und für höhere Belastung bei Müttern

Die Corona-Krise hat das Gefühl der Ungleichheit für einige dabei sogar noch verstärkt, 15 Prozent der Frauen geben an, dass durch die Pandemie mehr Aufgaben bei ihnen hängengeblieben sind. Allerdings haben auch 12 Prozent der Männer durch Corona mehr Alltagsarbeit übernommen. Vor allem jüngere Männer haben sich in dieser Zeit engagiert, jeder vierte Mann unter 30 (26 Prozent) hat verstärkt angepackt. Ein Positives hatte die Corona-Zeit außerdem: Mehr als jede:r Dritte (35 Prozent) hatte durch die Krise mehr Zeit für die eigene Familie bzw. Partnerschaft. Vor allem Jüngere haben profitiert, insbesondere 18- bis 29-Jährige (Frauen: 42 Prozent, Männer: 49 Prozent) und 30- bis 39-Jährige (Frauen: 37 Prozent, Männer: 45 Prozent).

Elternzeit, Teilzeit & Co: Gut jede:r Zweite ist bereit, für Partnerschaft und Familie beruflich oder finanziell zurückzustecken

Familie geht vor? So sehen es zumindest 57 Prozent der Frauen und 55 Prozent der Männer – sie sind bereit, berufliche oder finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen, um mehr Zeit für die Familie bzw. Partnerschaft zu haben. In der Familiengründungsphase, im Alter zwischen 30 und 39 Jahren, steigt die Bereitschaft, zurückzustecken, vor allem bei Frauen an (65 Prozent, Männer 58 Prozent). Allerdings zeigt sich ein deutlicher Konflikt zwischen Bereitschaft und Machbarkeit. Denn Liierte mit Kindern haben das größte Konfliktpotenzial mit Blick auf die Alltagsarbeit. Gerade bei Frauen steigt die Belastung: 40 Prozent der liierten Frauen mit Kindern fühlen sich manchmal überfordert, dagegen geht es aber nur 25 Prozent der Männer mit Nachwuchs so. Gleichzeitig ist jede dritte Frau mit Kindern genervt, dass ihr Partner zu wenig macht (33 Prozent, Männer: 15 Prozent).

Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Oft führen gerade die kleinen, weniger sichtbaren Aufgaben zu einer Schräglage“

„Was früher überwiegend durch traditionell gelebte Geschlechterrollen geregelt wurde, muss heutzutage in modernen Partnerschaften vielmehr verhandelt werden“, so Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner. „Zudem sind Beziehungen oftmals geprägt vom Wunsch nach Gleichberechtigung und einer fairen Aufgabenverteilung. Doch in vielen Beziehung entsteht eine Schräglage, weil die Wahrnehmung der kleinen, weniger sichtbaren Alltagsaufgaben bei Paaren unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Oft landen diese Zeitfresser wie selbstverständlich in der Verantwortung von Frauen, was zu einer hohen Belastung und einer Unzufriedenheit in der Partnerschaft führt. Wenn sich beide Partner selbstverantwortlich in die Organisation des gemeinsamen Lebens einbringen und aufmerksam im Dialog bleiben, läuft es sicherlich runder.“

Quelle: ElitePartner