Männer & Maskulinität

Männer & Maskulinität: Ich werde kein Großvater sein

Ich bin kein Vater. Werde kein Großvater sein. Und trotzdem fehlt mir nichts.

Manchmal sitze ich da, trinke meinen Kaffee – und neben mir spricht jemand ganz selbstverständlich über seine Kinder. Über das, was sie gerade machen, wo sie leben, wie stolz er oder sie auf sie ist.
Oder über die Enkel, die man regelmäßig sieht, für die man am Wochenende backt, bastelt, da ist.

Und ich höre zu.

Ich sag dann oft nichts. Nicht, weil es mir unangenehm ist. Sondern weil ich nichts dazu sagen muss. Denn:
Ich bin kein Vater.
Ich werde kein Großvater sein.
Und trotzdem fehlt mir nichts.

Ich habe keine eigenen Kinder – es hat sich einfach nicht ergeben. Ich habe mein Leben gelebt, mit Ecken und Kanten, mit Auf und Ab. Und irgendwann war klar:
Diese Geschichte wird in meinem Leben nicht geschrieben.

Und das ist okay.
Nicht jeder Lebensweg führt in eine Familie mit Kindern. Und nicht jeder Mensch braucht das, um sich ganz zu fühlen.

Trotzdem merke ich, wie tief das Bild vom Vatersein mit der Vorstellung von „echtem Mannsein“ verknüpft ist. Als ob man nur dann vollständig ist. Als ob man nur dann „weitergibt“, „aufbaut“, „prägt“.
Aber das ist nicht mein Maßstab.

Ich habe andere Dinge weitergegeben. Gedanken. Nähe. Liebe. Werte.
Ich habe Menschen begleitet, ermutigt, zum Lächeln gebracht.
Ich habe Geschichten geschrieben, Momente geteilt, Spuren hinterlassen – auch wenn kein Kind meinen Namen trägt.

Ich weiß, dass manche das nicht verstehen.
Dass Fragen kommen wie: „Fehlt dir da gar nichts?“
Oder: „Wer kümmert sich denn später mal um dich?“
Und manchmal: ein stilles Bedauern im Blick. Oder sogar Mitleid.

Aber mir fehlt nichts.
Ich lebe. Ich liebe. Ich lache. Ich denke.
Ich bin ganz. So wie ich bin.

Ich bin kein Vater. Werde kein Großvater sein.
Und trotzdem bin ich ein Mann.
Vielleicht sogar gerade deswegen.

Bleib Echt. Bleib Du! 🧡
Man liest sich.
Jürgen