Finanzen

Bei privaten Krediten hört die Freundschaft auf

Laut einer aktuellen Postbank Umfrage hat gut jeder dritte Deutsche (37 Prozent) schon einmal privat 1.000 Euro und mehr verliehen. Aber fast jeder Zweite (42 Prozent) machte mit diesem Freundschaftsdienst schlechte Erfahrungen. Wer ihn dennoch wagt, sollte einige Dinge beherzigen.

Bei Geld hört die Freundschaft auf, sagt ein altbekanntes Sprichwort. Trotzdem sind viele Deutsche hilfsbereit, wenn ein nahestehender Mensch um finanzielle Hilfe bittet: Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank haben 37 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger privat schon einmal Beträge von 1.000 Euro und mehr verliehen. Am häufigsten wurde mit 21 Prozent innerhalb der Familie mit Geld ausgeholfen, 13 Prozent haben einem Freund Geld geliehen. Lediglich zwei Prozent der Befragten gewährten einem Fremden über ein Internetportal ein Darlehen. Für fast jeden zweiten Kreditgeber endete der vermeintliche Freundschaftsdienst allerdings im Streit. Jeder Fünfte (20 Prozent) erhielt sein Geld nur mit Mühe wieder zurück, zwölf Prozent bekamen nur einen Teil wieder. Jeder Zehnte (zehn Prozent) hat sein Geld nie wiedergesehen.

Es steht viel auf dem Spiel

Das ist umso ärgerlicher, weil es um immer höhere Summen geht. Während vor zehn Jahren nur jeder Vierte (26 Prozent) angab, einen Betrag von 5.000 Euro und mehr verliehen zu haben, verborgt heute schon knapp jeder Dritte (31 Prozent) diese Summe. Auch die Zahl der Befragten, die einen Betrag zwischen 10.000 und 50.000 Euro verliehen haben, ist im Vergleich zu vor zehn Jahren deutlich gestiegen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Oft bitten uns Freunde erst dann um Geld, wenn die Banken längst abwinken. Das erklärt, warum der Zahlungsausfall so groß ist“, erläutert Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger. „Gleichzeitig sinkt die Zahlungsmoral, da die soziale Verbundenheit in unserer Gesellschaft abnimmt. Noch vor Jahrzehnten waren es Ehrenschulden, wenn man sich von Freunden Geld geborgt hat. Geld und Scham waren eng miteinander verbunden, das hat sich heute geändert.“

Notfalls Geld verschenken

„Während es in freundschaftlichen und familiären Beziehungen um Emotionen und Großzügigkeit geht, verlangen Geldgeschäfte hingegen einen kühlen Kopf und klare Regeln. Das passt meist nicht gut zusammen“, sagt Iris Laduch von der Postbank. Wer sich dennoch dazu entscheidet, einen privaten Kredit zu gewähren, sollte sich nicht zieren, sämtliche Modalitäten in einem Vertrag festzuschreiben. „Im Zweifel sollte man besser nur so viel Geld verleihen, wie man zur Not auch verschenken würde“, rät die Postbank Expertin.

Informationen zur Umfrage:

In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 13. und 15. Juni 2022 insgesamt 2.070 Befragte ab 18 Jahren.

Quelle: Postbank