Liebe & Partnerschaft

Gender-Hobby-Gap: Frauen und MĂ€nner erleben unterschiedliche Freizeitwelten

Der Gender-Hobby-Gap beschreibt die Unterschiede in der Freizeitgestaltung bei Frauen und MĂ€nnern. Der Theorie nach verbringen MĂ€nner mehr Zeit mit ihren Hobbys als Frauen, die ihre FreizeitaktivitĂ€ten außerdem verstĂ€rkt im hĂ€uslichen Umfeld ausĂŒben, wo sie gut mit Familienpflichten vereinbar sind. Doch was ist dran an diesen Rollenklischees? Die Dating-App Parship befragte in einer aktuellen bevölkerungsreprĂ€sentativen Studie ĂŒber 3.000 Personen in Deutschland. Das Ergebnis: Es gibt ihn, den Gender-Hobby-Gap. Und besonders in der Lebensmitte, wenn Kinder, Karriere und Care-Arbeit zusammenkommen, wird Zeit fĂŒr Hobbys zum Luxusgut.

  • Frauen ab 30 Jahren gehen Hobbys vermehrt im hĂ€uslichen Umfeld nach; MĂ€nner zieht es nach draußen
  • Mit steigendem Alter gewinnt die Freizeitgestaltung fĂŒr Frauen an Bedeutung
  • Kinder vergrĂ¶ĂŸern den Gender-Hobby-Gap – aber nur bei jungen Paaren

Menschen in Deutschland verbringen durchschnittlich knapp 10 Stunden (9,7) pro Woche mit ihren Hobbys. Zufrieden sind damit aber lĂ€ngst nicht alle: Fast die HĂ€lfte der Frauen (47 Prozent) und 45 Prozent der MĂ€nner geben an, dass Haushalt und familiĂ€re Aufgaben ihre Freizeit ausbremsen. Den grĂ¶ĂŸten Engpass verspĂŒren die 30- bis 39-JĂ€hrigen: 6 von 10 (60 Prozent) meinen, zu wenig Zeit fĂŒr eigene Interessen zu haben. Sie verbringen in der Woche durchschnittlich nur 8,4 Stunden mit ihren Hobbys, dicht gefolgt von den 40- bis 49-JĂ€hrigen (8,7 Stunden).

Kinder vergrĂ¶ĂŸern den Gender-Hobby-Gap bei jungen Paaren

Über alle Generationen hinweg zeigt sich ein klarer Trend: Wer Kinder im Haushalt hat, verbringt weniger Zeit mit Hobbys. Das betrifft vor allem junge MĂŒtter zwischen 18 und 29 Jahren: Sie nutzen nur 6,8 Stunden pro Woche fĂŒr FreizeitaktivitĂ€ten, VĂ€ter in dieser Altersklasse hingegen 10,2 Stunden. Zur Lebensmitte gleichen sich die Werte zwischen den Geschlechtern an: MĂŒtter zwischen 40 und 49 Jahren verbringen mit durchschnittlich 7,1 Stunden pro Woche Ă€hnlich viel Zeit mit ihren Hobbys wie VĂ€ter dieser Altersgruppe (7,2 Stunden). Allerdings sind die Unterschiede zu Personen ohne Kinder im Haushalt besonders groß: Frauen zwischen 40 und 49 Jahren ohne Kinder kommen auf 11,8 Stunden Freizeitgestaltung pro Woche, MĂ€nner auf 10,6 Stunden. Ab der Lebensmitte verbringen Frauen grundsĂ€tzlich mehr Zeit mit ihren Hobbys als MĂ€nner, unabhĂ€ngig davon, ob sie Eltern sind oder nicht.

Frauen ab 30 Jahren bleiben verstÀrkt im hÀuslichen Umfeld

AuffĂ€llig ist, wie unterschiedlich Freizeit gestaltet wird. MĂ€nner und Frauen bevorzugen verschiedene Hobbys – und bewegen sich dabei in ganz unterschiedlichen sozialen und rĂ€umlichen Umfeldern. 6 von 10 Frauen (61 Prozent) haben ein Hobby, das sie allein zuhause ausĂŒben – wie etwa Lesen, Malen oder Basteln. Das trifft nur auf knapp jeden zweiten Mann (47 Prozent) zu. Die HĂ€lfte der Frauen (50 Prozent) hat zudem ein Hobby, das auch andere Mitbewohner:innen einbezieht – zum Beispiel gemeinsames Kochen und Backen oder Gartenarbeit. Dem schließen sich 44 Prozent der MĂ€nner an.  Vor allem Frauen ab 30 Jahren bleiben bei ihrer Freizeitgestaltung deutlich hĂ€ufiger im hĂ€uslichen Umfeld – und das bis ins höhere Alter.

MĂ€nner sind hingegen öfter außer Haus und mit anderen unterwegs: 44 Prozent gehen zum Vereinssport oder besuchen mit dem Freundeskreis Fußballspiele und Konzerte. Das machen nur 36 Prozent der Frauen. Jeder dritte Mann wagt sich zudem an AktivitĂ€ten unter Fremden, z. B. in Sportkurse (34 Prozent). Dem schließen sich 28 Prozent der weiblichen Personen an. Auch im digitalen Raum sind MĂ€nner aktiver vernetzt: Fast 4 von 10 (38 Prozent) ĂŒben ihre Hobbys digital verbunden aus – etwa beim Online-Gaming. Daran hat nur ein Viertel der Frauen (24 Prozent) Interesse.

„Zwei Komponenten spielen bei der unterschiedlichen Freizeitgestaltung eine wichtige Rolle. Zum einen wirken traditionelle Rollenbilder, die viele Frauen ĂŒber die Jahre verinnerlicht haben, oft ganz unbewusst nach. Wer in einer Familie oder Gesellschaft aufwĂ€chst, in der FĂŒrsorge und RĂŒckzug vorgelebt werden, entwickelt andere Routinen als jemand, der fĂŒr Abenteuer und Außenwirkung sozialisiert wurde.

Zum anderen erleben viele Frauen ab 30 einen inneren Wandel. Mehr BedĂŒrfnis nach Ruhe, Reflexion und SelbstfĂŒrsorge. Das bedeutet nicht RĂŒckzug aus dem Leben, sondern Hinwendung zu sich selbst.“

Stella Schultner, Love-Coach und Mitglied im Parship Expertenteam

Endlich Ich-Zeit: Je Àlter Frauen sind, desto wichtiger das Hobby

Irgendwann ist eine Lebensphase erreicht, in der familiĂ€re und berufliche Verpflichtungen mehr Raum fĂŒr Selbstverwirklichung zulassen. Insbesondere fĂŒr Frauen ab 50 Jahren scheint ein Hobby mehr denn je zentraler Bestandteil der IdentitĂ€t zu werden, fĂŒr das sie sich gerne Zeit nehmen (Frauen 50-59 Jahre: 83 Prozent; Frauen 60-69 Jahre: 84 Prozent). Bei MĂ€nnern bleibt die Bedeutung eines Hobbys ĂŒber alle Altersklassen hinweg Ă€hnlich. Doch auch im mittleren und höheren Alter bevorzugen Frauen FreizeitaktivitĂ€ten, die sie zuhause fĂŒr sich allein (50-59 Jahre: 61 Prozent; 60-69 Jahre: 68 Prozent) oder mit potenziellen Mitbewohner:innen (50-59 Jahre: 54 Prozent; 60-69 Jahre: 55 Prozent) ausĂŒben können. Der Anteil ist deutlich höher als bei den MĂ€nnern in diesen Altersklassen.

„Manche MĂ€nner ĂŒbernehmen im Alter mehr Verantwortung, etwa fĂŒr Familie, Pflege von Angehörigen oder finanzielle Sicherheit. Das kann dazu fĂŒhren, dass weniger Zeit oder Energie fĂŒr Hobbys bleibt. MĂ€nner tun sich aber auch oft schwerer, neue Interessen zu entwickeln, weil sie ihr Leben lang gelernt haben, stark, leistungsfĂ€hig und rational zu sein. Das fĂŒhrt manchmal eher zu RĂŒckzug oder einem Mangel an SelbstfĂŒrsorge. Bei Frauen verhĂ€lt es sich oft eher gegenteilig: Sie erlauben sich mit dem Älterwerden mehr Freiheiten, mehr Selbstverwirklichung und demnach mehr eigene Hobbys.“

Stella Schultner, Love-Coach und Mitglied im Parship Expertenteam

Quelle: Parship