Liebe & Partnerschaft

Fairness und Balance: 8 von 10 empfinden ihre Partnerschaft als gleichberechtigt, doch Frauen fühlen sich weniger unterstützt

Gender Pay Gap, Rentenlücke, Care-Arbeit – in vielen gesellschaftlichen Bereichen steht es um die Gleichberechtigung von Frauen noch immer nicht gut. Aber wie sieht es konkret innerhalb von Beziehungen aus? Die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner Studie 2024 hat genau das untersucht und dafür fast 4.000 Liierte befragt. Die gute Nachricht: 8 von 10 Liierten stufen ihre Partnerschaft als „sehr gleichberechtigt“ ein. Der genauere Blick zeigt aber, wo Nachholbedarf besteht, denn weniger Frauen als Männer fühlen sich im Alltag von ihren Partner:innen unterstützt.

8 von 10 Beziehungen werden als gleichberechtigt empfunden

In den meisten Beziehungen hierzulande empfinden Liierte ihre Partnerschaft als ausgeglichen. 79 Prozent der Frauen und 82 Prozent der Männer schätzen ihre Beziehung als sehr gleichberechtigt ein, zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie. 15 Prozent antworten mit „neutral“. Gerade einmal 6 Prozent der Frauen und 3 Prozent der Männer verneinen diese Aussage.

Frauen fühlen sich im Alltag sowie emotional weniger unterstützt

Doch ein tieferer Blick deutet an, dass in puncto Gerechtigkeitsgefühl noch Nachholbedarf besteht: Denn weniger Frauen (71 Prozent) als Männer (77 Prozent) geben an, dass sie sich im Alltag von ihrem:r Partner:in unterstützt fühlen. Und im Hinblick auf emotionalen Rückhalt sieht es ähnlich aus: 78 Prozent der Männer, aber nur 72 Prozent der Frauen stimmen der Aussage zu „Bei emotionalen Angelegenheiten ist mein:e Partner:in immer für mich da“. Entsprechend hat auch mehr als jeder fünfte Mann häufig ein schlechtes Gewissen, weil er den Eindruck hat, weniger für die Beziehung zu tun (Männer: 22 Prozent, Frauen: 13 Prozent).

Frauen mit Kindern empfinden ihre Partnerschaft seltener als gleichberechtigt

Mit zunehmendem Alter und Beziehungsdauer nehmen Liierte ihre Beziehung als ausgeglichener und gleichberechtigter wahr. Die Dysbalancen nehmen ab und die Liebe wird immer mehr zum sicheren Hafen. Klare Ausnahme: Frauen mit Kindern. Sie spüren häufig eine fehlende Balance. Während Frauen ohne Kinder ihre Beziehung genauso häufig als gleichberechtigt empfinden (83 Prozent) wie Männer mit oder ohne Kinder (je 82 Prozent), liegt die Zustimmung von Frauen mit Kindern merklich darunter (75 Prozent). Sie fühlen sich im Alltag weniger unterstützt (67 Prozent) als Frauen ohne Kinder (75 Prozent) und Männer (mit/ohne Kinder 77 Prozent). Gleichzeitig haben Männer mit Kindern aber auch häufiger ein schlechtes Gewissen, weniger für die Beziehung zu tun (Männer mit Kindern: 24 Prozent, ohne: 20 Prozent / Frauen mit Kindern: 11 Prozent, ohne 14 Prozent).

Jeder dritte Mann hält seine Wünsche aus Angst vor schlechter Stimmung zurück

Allerdings gibt es auch einige Aspekte, in denen Männer Schräglagen beklagen. So gibt fast jeder dritte Mann an, seine Meinungen und Wünsche aus Sorge vor schlechter Stimmung oft zurückzuhalten (31 Prozent), aber nur jede vierte Frau (24 Prozent). Und 26 Prozent der Männer meinen, dass sie den Eindruck haben, in ihrer Beziehung gehe es oft mehr um die Befindlichkeiten ihrer besseren Hälfte als um die eigenen (Frauen: 17 Prozent). Insbesondere jüngere Männer zwischen 18 und 39 Jahren fallen durch Verunsicherung auf: Sie halten häufiger als andere ihre Wünsche zurück (18-29 Jahre: 42 Prozent, 30-39 Jahre: 39 Prozent) oder haben das Gefühl, es gehe nur um den:die Partner:in (18-29 Jahre: 42 Prozent, 30-39 Jahre: 36 Prozent).

Dominanz und Liebesgefälle: Jede:r Vierte sieht sich als Bestimmer:in

Wer entscheidet bei Möbelkauf oder Reiseziel und wer hat in puncto Alltagsgestaltung den sprichwörtlichen „Hut auf“? Wie die Daten zeigen, sehen sich jeweils ein Viertel der Frauen (25 Prozent) und der Männer (26 Prozent) in einer Machtposition: Sie sagen von sich, dass sie in der Beziehung den Ton angeben. Darüber hinaus ist gut jede sechste Partnerschaft von einem Liebesgefälle betroffen. 19 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen haben den Eindruck, dass sie ihre:n Partner:in mehr lieben als diese:r sie zurückliebt (Gesamt: 16 Prozent). Ein ähnlich hoher Anteil leidet sogar unter Entwertung und gibt an, der:die Partner:in vermittle ihnen oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein (Frauen: 12 Prozent, Männer: 18 Prozent). Auch hier sind jüngere Männer stärker betroffen: Jeder dritte Mann unter 40 glaubt, sein Gegenüber mehr zu lieben und 31 Prozent der Männer bis 29 sowie 27 Prozent der Männer in ihren 30ern bekommen häufig das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Die Beziehungs-Buchhalter: Fast jeder fünfte Mann erwartet für einen Gefallen eine Gegenleistung

Von wegen bedingungslose Liebe! Jede:r Siebte kalkuliert in der Partnerschaft die Ausgeglichenheit bei Geben und Nehmen. Männer achten stärker auf eine gute Bilanz und erwarten häufiger eine Gegenleistung für einen Gefallen (18 Prozent) als Frauen (12 Prozent). Allerdings gibt es bei beiden Geschlechtern einen erstaunlich großen Anteil, der mit einem gewissen Ungleichgewicht gut leben kann: Fast jede:r Dritte findet es okay, in der Beziehung den Großteil der Hausarbeit zu übernehmen – Frauen (32 Prozent) sind hier ähnlich großzügig wie Männer (30 Prozent).

ElitePartner-Psychologin Lisa Fischbach: „Festgefahrene Strukturen in der Gesellschaft halten Paare davon ab, die anvisierte Balance wirklich zu leben“

„Die Ausgeglichenheit von emotionaler Zuwendung, gegenseitiger Fürsorge und praktischer Unterstützung sind entscheidend für die Zufriedenheit in Beziehungen”, gibt Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach zu bedenken. „Dabei ist das subjektive Erleben für die individuelle Zufriedenheit deutlich relevanter als die tatsächliche Aufteilung. Einseitige Machtverhältnisse und Schräglagen schaden Beziehungen auf Dauer. Das innere Gefüge von Beziehungen spiegelt, wie gut es Paaren gelingt, ihre Bedürfnisse und Rollenerwartungen miteinander zu verhandeln und in Einklang zu bringen. Ob diese frei gestaltet werden können, hängt einerseits von der Bereitschaft der Paare ab, auch alte Rollenmuster zu verlassen, anderseits halten festgefahrene Strukturen oder Dysbalancen in der Gesellschaft Paare davon ab, die anvisierte Balance wirklich zu leben – besonders, wenn Kinder im Spiel sind. Gerade jüngere Männer scheinen mit diesem Veränderungsprozess unterschiedlich umzugehen und teilweise durch die selbstbewussten Forderungen von Frauen verunsichert zu sein.“

Quelle: ElitePartner