Liebe & Partnerschaft

Zwei Drittel finden es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln

In Krisenzeiten werden Einkommen und Beruf bei der Partnerwahl wieder wichtiger

Wie werden finanzielle Ressourcen aufgeteilt, ist ein Ehevertrag sinnvoll oder sollte Geld in der Liebe keine Rolle spielen? Die Debatte um Elterngeld, Ehegattensplitting und Co wirft für viele Paare Fragen auf. Und das in einem Feld, das ohnehin von verschiedenen Einstellungen geprägt ist, wie ElitePartner-Studie 2023 zeigt: Dafür wurden 6.774 Singles und Liierte nach ihren Ansichten zum Umgang mit Finanzen in Beziehungen befragt. Die Meinungsverschiedenheit wirkt sich sogar bei der Partnersuche aus: Singles achten schon beim Kennenlernen darauf, wie das Gegenüber mit Geld umgeht – und legen in Krisenzeiten wieder mehr Wert auf dessen berufliche und finanzielle Situation.

Laisser-faire auf dem Gemeinschaftskonto: für viele ein No-Go

Wem gehört was, wer steuert welchen Anteil bei und wie ist die Altersvorsorge geregelt? Zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind dafür, dass diese Fragen in einer Beziehung geklärt gehören. Sie finden es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln (65 Prozent). Frauen stimmen hier noch etwas stärker zu (68 Prozent) als Männer (62 Prozent). Die Krisen der letzten Zeit haben den Wunsch nach Sicherheit dabei verstärkt: Im Vergleich zu 2019 (49 Prozent) ist die Zustimmung um 16 Prozentpunkte gestiegen. Abgesehen von klaren Regelungen ist es aus Sicht von 74 Prozent der Befragten zudem wichtig, gemeinsam als Paar zu sparen und finanzielle Rücklagen zu bilden. Insbesondere Frauen legen zugleich aber großen Wert darauf, in einer Beziehung ihre finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren (75 Prozent), Single-Frauen (78 Prozent) noch mehr als liierte Frauen (73 Prozent), Männer sind darauf etwas weniger bedacht (60 Prozent).

Drei von vier Befragten würde den:die Partner:in im Notfall mitfinanzieren

Der Wunsch nach Klarheit in Finanzfragen geht aber nicht unbedingt mit Geiz einher. Denn drei von vier Menschen in Deutschland wären bereit, den:die Partner:in zu finanzieren, wenn diese:r in einen finanziellen Engpass gerät (76 Prozent). Liierte zeigen sich dabei weitaus großzügiger (84 Prozent) als Singles (62 Prozent). Interessant: Unter Singles zeigen sich große Geschlechterunterschiede: Während immerhin 68 Prozent der Single-Männer eine mögliche Partner:in im Notfall mitfinanzieren würden, wären dazu nur 55 Prozent der Single-Frauen bereit. Bei Befragten, die in einer Beziehung sind, gibt es dagegen zwischen Frauen (83 Prozent) und Männern (85 Prozent) keine Unterschiede.

Bedingungsloses Teilen: Jede:r Zweite hat eine romantische Einstellung zu Geld

Obwohl eine Mehrheit die Finanzen klar geregelt wissen will, haben viele eine eher romantische Grundeinstellung zum Thema: Jede:r Zweite in Deutschland stimmt der Aussage zu „Ich finde, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen“ (52 Prozent) – Männer allerdings häufiger (57 Prozent) als Frauen (46 Prozent). Und ähnlich viele möchten in der Liebe gar keinen Unterschied zwischen „meins“ und „deins“ machen und finden grundsätzlich, was ihnen gehört, gehört auch dem:der Partner:in (56 Prozent). Auch hier macht der Beziehungsstatus allerdings einen großen Unterschied: Während zwei Drittel der Liierten bereit sind, alles zu teilen (66 Prozent), sieht das nur gut jeder dritte Single so (38 Prozent). Mit zunehmender Beziehungsdauer wächst das Vertrauen und die Bereitschaft, „gemeinsame Sache“ zu machen, bei Liierten zudem immer weiter an: 78 Prozent der Liierten, die über 30 Jahre zusammen sind, finden, was ihnen gehört, gehört auch ihrem:r Partner:in. Verheiratete Liierte stimmen hier zudem weit stärker zu (74 Prozent) als unverheiratete Liierte (57 Prozent).

Uneinigkeit über Geldaufteilung: 50/50 oder anteilig nach Einkommen?

Wer nicht alles in einen Topf werfen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, Kosten aufzuteilen. Welche Art und Weise die Richtige ist, darüber gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen: 40 Prozent finden, dass der:die Besserverdienende in einer Beziehung auch mehr zahlen sollte. 34 Prozent achten hingegen darauf, dass beide ungefähr gleich viel ausgeben. Die Meinung darüber, welche Form der Aufteilung die Richtige ist, verändert sich auch mit dem Alter: Jüngere sind häufiger darauf bedacht, dass beide etwa gleich viel ausgeben, zwischen 18 und 29 Jahre sieht es beinahe schon jede:r Zweite so (43 Prozent). In der Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren sinkt dieser Anteil schon auf ein Drittel und in ihren 50ern achten sogar nur noch 26 Prozent, auf eine 50/50-Aufteilung.

Vor allem für Frauen ist schlechter Geldumgang ein Ausschlusskriterium

Die Ergebnisse zeigen, wie verschieden die Ansichten zum Thema Finanzen sein können. Entsprechend achten Singles schon bei der Partnerwahl darauf, ob Einstellungen und Umgang mit Geld zusammenpassen. Vor allem Frauen sind kritisch: Für zwei Drittel der Single-Frauen (66 Prozent) kommt jemand, der:die einen schlechten Umgang mit Geld hat, als Partner:in nicht in Frage (Single-Männer: 52 Prozent). Die Krisen der vergangenen Zeit lassen Singles bei der Partnerwahl außerdem wieder stärker auf Einkommen, Jobstatus und Co schauen: Jeder vierte Single meint, dass ihm:ihr die berufliche Situation potenzieller Partner:innen durch Krisen wie Corona, Krieg und Inflation wichtiger geworden ist (27 Prozent). Vor allem Singles unter 30 Jahren (35 Prozent) und zwischen 30 und 39 Jahren (36 Prozent) achten stärker als früher darauf, was das Gegenüber zum Haushaltseinkommen beitragen kann. Bei Singles ab 40 meint das dagegen nur jede:r Fünfte.

Ein Drittel der Deutschen wünscht sich einen Ehevertrag

Und wie sieht es mit dem Thema Ehevertrag aus? Immerhin ein gutes Drittel (35 Prozent) befürwortet eine schriftliche Regelung der Finanzen bei einer Heirat. Vor allem jüngere Befragte unter 30 würden bei einer (erneuten) Heirat einen Ehevertrag aufsetzen (44 Prozent). Liierte, die noch nicht verheiratet sind, sind hierfür ebenso offen (43 Prozent). Allerdings muss das Thema Finanzen dafür überhaupt erst einmal offen besprochen werden – woran es bei einigen schon scheitern könnte. Denn jedem:r fünfte:n Befragten unter 30 fällt es schwer, in einer Beziehung offen über Geld zu sprechen (20 Prozent). Und auch im ersten Beziehungsjahr hadern viele damit, finanzielle Fragen zu thematisieren (24 Prozent). Mit zunehmendem Alter und mit der Beziehungsdauer nimmt der Anteil aber immer weiter ab.

Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach: „Liebe regelt selten zuverlässig Geldangelegenheiten – das wird häufig unterschätzt“

„Sicherheit ist ein essenzielles menschliches Grundbedürfnis“, ordnet Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach die Ergebnisse ein. „Daher ist der Umgang mit Geld und Finanzen für die meisten emotional aufgeladen, teilweise sogar mit Ängsten verbunden und nie eine rein rationale Sache. Das erschwert auch die Kommunikation zum richtigen Vorgehen, vor allem wenn Einstellungen weit auseinander liegen. Umso mehr sollten Vereinbarungen und klare Regelungen getroffen werden, denn Liebe regelt selten zuverlässig die Geldangelegenheiten in Partnerschaften. Das wird häufig unterschätzt. Was also zunächst unromantisch scheint, entlastet dauerhaft das Miteinander und schafft Raum für unbeschwerte Gefühle.“

Quelle: ElitePartner