Liebe & Partnerschaft

Spott, Bevormundung und zögerliche Zukunftsplanung: Das verletzt in Beziehungen am meisten

Für Paare bedeutet die besinnliche Jahreszeit meist viel Zweisamkeit – umso größer ist das Potenzial für Kränkungen, wenn sich der:die Liebste plötzlich völlig daneben benimmt. Die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2022 hat untersucht, welches Verhalten in Beziehungen besonders verletzend ist – dafür wurden 4.043 Liierte befragt. Die größten No-Gos: Sich vor anderen über den:die Partner:in lustig machen, Alleingänge bei wichtigen Entscheidungen und ständige Belehrungen. Doch auch, wer ungern in die Zukunft plant, lieber andere um Rat fragt oder zu lange nicht auf Nachrichten antwortet, riskiert einen schiefen Haussegen.

Hinter „War doch nur ein Witz“ steckt oft die größte Kränkung

Die schlimmsten Verhaltensweisen in Beziehungen verbindet eines: Sie lassen ein Gefühl von Abwertung oder Missachtung entstehen. Besonders gravierend ist es, wenn auch noch andere Menschen dabei sind. Drei Viertel der Liierten empfinden es als kränkend, wenn der:die Partner:in sich vor anderen über sie lustig macht. Öffentlicher Spott landet so mit 73 Prozent auf Platz eins der Negativliste. Sprengkraft für viele Beziehungen dürfte die unterschiedliche Auffassung von Frauen und Männern haben, denn Frauen (79 Prozent) finden diese als Witz verpackte Abwertung deutlich häufiger problematisch als Männer (68 Prozent).

Highway in die Liebeshölle: Bevormundungen und abwertende Kommentare über das Aussehen

Mit einem „Schatz, entspann dich mal, du regst dich immer so auf“ dürfte es allerdings nur noch schlimmer werden. Bevormundungen und Belehrungen finden 71 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer verletzend. Fast genauso stark trifft es Frauen, wenn der:die Partner:in ihre Kleidung oder ihr Äußeres abwertend kommentiert – zwei Drittel der weiblichen Befragten tun solche Bemerkungen besonders weh (66 Prozent). Unter Männern dagegen findet nicht einmal jeder Zweite kritische Kommentare zu Frisur, Outfit oder den Weihnachtskilos verletzend (44 Prozent).

Alleingänge und Unverbindlichkeit sind schmerzhaft – auch ignorierte Nachrichten gehen vielen nahe

Weit subtiler, aber nicht weniger kränkend, ist das Nichteinbeziehen des:r Partner:in. Drei Viertel der Liierten verletzt es, wenn ihr:e Partner:in wichtige Entscheidungen ohne sie trifft – etwa ein Job-Angebot annimmt, ohne darüber zu sprechen, oder einfach einen Urlaub bucht. Doch auch das Gegenteil kann zum Problem werden: Wer überhaupt keine Entscheidungen treffen möchte und auch in der Partnerschaft ungern vorausplant, riskiert Enttäuschung und Wut. 64 Prozent der Befragten trifft es sehr, wenn ihr:e Partner:in keine Zukunftspläne mit ihnen schmiedet. In der Gegenwart ist ebenso Vorsicht geboten: Wer den ganzen Tag nicht auf Nachrichten des:r Partner:in antwortet, sollte sicherstellen, dass das okay ist – denn jedem:r Zweiten geht es nahe, den ganzen Tag digital ignoriert zu werden (51 Prozent).

Den Beziehungsstreit mit Freund:innen aufarbeiten: Für viele ein No-Go

So hilfreich Rat von außen sein kann – wenn Beziehungskonflikte und pikante Anekdoten aus dem Sexleben bei Freund:innen, der Familie oder im Kolleg:innenkreis diskutiert werden, empfinden das die meisten als verletzend. Für mehr als 6 von 10 Liierten ist eine Grenze überschritten, wenn der:die Partner:in Intimitäten und Konflikte aus der Beziehung mit anderen bespricht (62 Prozent). Jüngere Befragte unter 30 zeigen sich hier allerdings toleranter (47 Prozent) als beispielsweise über 60-Jährige (75 Prozent). Fast genauso problematisch ist es, Rat oder Unterstützung des:r Partner:in nicht anzunehmen und stattdessen lieber andere zu fragen. 56 Prozent fühlen sich zurückgesetzt, wenn ihre Meinung übergangen wird.

Streitverhalten: Schweigen ist genauso schlimm wie schreien

Konflikte in Beziehungen sind normal – doch die Art, wie Paare beim Streiten miteinander umgehen, ist entscheidend. Wenn der:die Partner:in im Streit laut wird oder anfängt zu schreien, trifft das zwei Drittel der Frauen (64 Prozent) und jeden zweiten Mann (50 Prozent). Genauso schlimm ist aber Schweigen: 67 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer lässt es absolut nicht kalt, wenn der:die Partner:in nach einem Streit einfach nicht mehr mit ihnen spricht. Vergleichsweise seltener problematisch ist es dagegen, dem:r Partner:in bei Diskussionen ins Wort zu fallen (Frauen: 45 Prozent, Männer: 40 Prozent).

Zärtlichkeit zurückweisen: für 60 Prozent verletzend

Nicht zuletzt ist Zurückweisung eine Dimension partnerschaftlicher Kränkung – etwa, wenn es um körperliche Annäherungen geht. Wenn der:die Liebste Zärtlichkeiten oder eine sexuelle Initiative ablehnt, finden das 62 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer verletzend. Bleiben dagegen verbale Liebesbekundungen aus, findet das nur die Hälfte der Befragten dramatisch – 52 Prozent der Frauen und 46 Prozent der Männer trifft es, wenn ihr:e Partner:in nicht „Ich liebe dich“ sagt.

In zufriedenen Partnerschaften fallen Kränkungen stärker ins Gewicht

Spannend: Liierte, die in ihrer Beziehung zufrieden sind, empfinden viele Verhaltensweisen häufiger verletzend als unzufriedene Liierte. In zufriedenen Partnerschaften wiegen Kränkungen also schwerer. Und: Mit dem Alter steigt die Sensibilität gegenüber abwertendem Verhalten in Beziehungen. Fast alle Kränkungen werden mit steigendem Alter als gravierender bewertet. Einzige Ausnahmen: Ausbleibende Zukunftspläne schmerzen Frauen in ihren Vierzigern am häufigsten (72 Prozent). Und wenn der:die Partner:in nicht auf körperliche Annäherungen eingeht, trifft das Frauen in den Fünfzigern (64 Prozent) sowie Männer in den Vierzigern (65 Prozent) und Sechzigern (66 Prozent) am meisten.

ElitePartner-Psychologin Lisa Fischbach: „Weil wir uns in einer Beziehung öffnen, empfinden wir Kritik und Entwertungen umso schmerzlicher“

„Partnerschaften sind der Schutzraum im Leben, in dem wir uns vertrauensvoll so zeigen wollen, wie wir sind – und dafür geliebt werden. Weil wir uns in einer Beziehung öffnen, sinkt der Selbstschutz. Umso schmerzlicher empfinden wir Kritik und Entwertungen des:der Partner:in“, erklärt Diplom-Psychologin und Studienleiterin Lisa Fischbach von ElitePartner. „Insgesamt reagieren Frauen sensibler auf verletzende Verhaltensweisen, vor allem wenn ihre Integrität durch den:die Partner:in infrage gestellt wird. Nachvollziehbar, denn Frauen kämpfen seit Jahrzehnten um gesellschaftliche Gleichberechtigung, ausgeglichene Rollenverteilung in Partnerschaften und Anerkennung ihrer Bedürfnisse. Umso störanfälliger reagieren sie bei Angriffen auf ihre Persönlichkeit.“

Quelle: ElitePartner