Liebe & Partnerschaft

Wie Homeoffice Beziehungen beeinflusst: Mehr Quality Time aber auch mehr Streit um Arbeitszeiten

Ob Corona-Pandemie oder New Work: Wenn die Arbeit vom Büro an den Küchentisch zieht, hat das Auswirkungen auf eine Beziehung. Das zeigt die neue, bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2022. Die gute Nachricht: 4 von 10 Partnerschaften profitieren aktiv vom gemeinsamen Homeoffice. Es gibt allerdings auch Schattenseiten: wenn Paare einander auf die Nerven gehen, häufiger über Ordnung und Arbeitszeiten streiten oder die Gespräche sich nur noch um den Job drehen.

Arbeit von zu Hause: Vor allem für junge Paare Realität

Für die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2022 wurden 4.044 Liierte befragt, inwiefern das Arbeiten von zu Hause für ihre Partnerschaft in den letzten 2 Jahren eine Rolle gespielt hat. Dabei zeigt sich: Homeoffice ist tendenziell eher jung und akademisch. Während 6 von 10 Liierten bis 39 Jahre angeben, dass in ihrer Beziehung mindestens ein:e Partner:in mehrere Monate von zu Hause gearbeitet hat, ist es etwa bei den 50- bis 59-Jährigen nur jede:r Dritte. Und 6 von 10 Akademiker:innen aber nur 3 von 10 Nicht-Akademiker:innen haben längeres Homeoffice in ihrer Beziehung erlebt.

Mehr Zufriedenheit, mehr Qualitätszeit und bessere Gespräche: Die positiven Auswirkungen überwiegen

Homeoffice wirkt sich für viele Paare positiv auf die Beziehung aus – das zeigt die repräsentative ElitePartner-Studie deutlich. So sind 4 von 10 Befragten im gemeinsamen Homeoffice zufriedener mit der Beziehung (41 Prozent). Sie berichten von besserer gemeinsamer Work-Life-Balance (43 Prozent), mehr Quality Time als Paar (41 Prozent), besseren Gesprächen (41 Prozent), mehr Zärtlichkeiten im Alltag (39 Prozent) und einer größeren Anziehung zum:r Partner:in (39 Prozent). 44 Prozent geben an, durch das gemeinsame Homeoffice außerdem gesünder zu leben, also ausgewogener zu essen oder sich mehr zu bewegen. Viele dieser Effekte zeigen sich übrigens auch dann, wenn nur ein:e Partner:in im Homeoffice ist – aber in geringerem Maße.

Streit im Wohn-Büro: Paare diskutieren mehr über Ordnung – und Arbeitszeiten

Doch nicht alle Paare profitieren davon, sich neben Alltag und Bett auch noch den Arbeitsort zu teilen. Die Daten zeigen, wie sehr die Grenzen zwischen Job und Partnerschaft verschwimmen: 41 Prozent der Liierten sprechen mehr über die Arbeit, wenn sie gemeinsam im Homeoffice sind. Bei jedem sechsten Paar hat die Quality Time abgenommen (16 Prozent) und bei jedem siebten die gemeinsame Work-Life-Balance (14 Prozent). Darüber hinaus schleichen sich auch zunehmend Konflikte ein, etwa wer das Arbeitszimmer für Meetings bekommt oder warum ein:e Partner:in abends so lange am Laptop sitzt: Mehr als jedes dritte Paar (36 Prozent) diskutiert im gemeinsamen Homeoffice mehr als sonst über Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation. Auch Haushalt und Ordnung werden immer mehr zum Streitthema, wenn beide ständig zu Hause sind (38 Prozent). Insbesondere Männer haben dann auch öfter mal genug. 31 Prozent von ihnen sind im gemeinsamen Homeoffice stärker als sonst genervt von der besseren Hälfte (Frauen: 26 Prozent).

Jedes vierte Paar hat durch gemeinsames Homeoffice mehr Sex (und jedes fünfte weniger)

Und wie sieht es mit dem Liebesleben aus? Das kommt darauf an. Zwar sagen 26 Prozent der Frauen als auch der Männer, dass sie durch das gemeinsame Homeoffice mehr Sex haben. Allerdings finden umgekehrt auch 23 Prozent der Männer, dass die Sexhäufigkeit abgenommen hat (Frauen: 17 Prozent). Bei gut der Hälfte der Paare hat sich dahingehend gar nichts verändert. Anders sieht es bei Umarmungen, Küssen und liebevollen Berührungen aus: 43 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer erleben im gemeinsamen Homeoffice mehr Zärtlichkeiten im Alltag.

Excel versus Spülmaschine: Auch die Aufgabenteilung im Haushalt verändert sich

Immerhin: Ein Drittel der Paare ist sich einig, dass im gemeinsamen Homeoffice die Aufgabenteilung im Haushalt gerechter geworden ist (Frauen: 32 Prozent, Männer: 34 Prozent). Spannend ist hier zusätzlich ein Blick auf die Paare, bei denen nur eine Person länger im Homeoffice war. Fragt man Frauen, die selbst von zu Hause gearbeitet haben, während der:die Partner:in weiter zur Arbeit ging, finden 18 Prozent, dass sich dadurch die Gleichberechtigung im Haushalt verschlechtert hat (verbessert: 17 Prozent). Umgekehrt empfinden 34 Prozent der liierten Männer, die allein, ohne ihre:n Partner:in im Homeoffice waren, dass diese Konstellation eine gerechtere Aufteilung befördert hat (verschlechtert: 10 Prozent).

„Bedenkt man, dass die ElitePartner-Studie 2021 zur Aufgabenteilung bei Paaren gezeigt hat, dass bis dato Frauen oft überwiegend den Haushalt übernommen haben, deutet sich eine positive Entwicklung für die gerechte Aufgabenverteilung an, wenn in einer Beziehung der Mann von zu Hause arbeitet – und dadurch häufiger mal zwischendurch zu Wäschekorb und Putzlappen greift, als das vielleicht vorher der Fall war“ ordnet Lisa Fischbach, Psychologin und Studienleiterin der ElitePartner-Studie, die Ergebnisse ein. „In diesem Sinne können Frauen durchaus vom Homeoffice des männlichen Partners profitieren.“

Frauen sind zufriedener, wenn sie im Homeoffice nicht allein sind

Die Datenlage zeigt zudem spannende Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wenn es um Nähe im gemeinsamen Homeoffice geht. Betrachtet man die Beziehungszufriedenheit, macht es für liierte Männer kaum einen Unterschied, ob sie allein im Homeoffice sind oder zu zweit – die Zufriedenheit mit der Partnerschaft steigt durch das Homeoffice in beiden Konstellationen bei 4 von 10 Männern an. Allerdings sinkt sie auch bei jedem siebten liierten Mann im gemeinsamen Homeoffice ab (13 Prozent). Liierte Frauen profitieren mehr: Bei ihnen steigt die Beziehungszufriedenheit deutlich stärker, wenn sie und ihr:e Partner:in zusammen von zu Hause arbeiten (42 Prozent) als wenn sie ohne ihre:n Partner:in im Homeoffice sind (29 Prozent). Und: Nur 8 Prozent der Frauen sind im gemeinsamen Homeoffice unglücklicher mit der Partnerschaft geworden.

Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Nähe und Unabhängigkeitswünsche sollten im Homeoffice neu verhandelt werden“

„Die Regulierung von Nähe- und Unabhängigkeitswünschen ist in einer Partnerschaft ein zentrales Thema und oft auch ein Reibungspunkt, der Einfluss auf die Zufriedenheit hat“, so Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner. „Die Entscheidung für ein gemeinsames Homeoffice ist vielfach nicht aus eigener Motivation gefallen, sondern bedingt durch die Pandemie. Das führt dazu, dass Paare die Bedingungen, Wünsche und Vorstellungen nicht vorab festlegen und aushandeln konnten. Es lohnt sich daher, auch jetzt, im dritten Jahr der Pandemie, die Gewohnheiten und Rituale im Homeoffice noch einmal zu hinterfragen und bei Bedarf anzupassen, um so die Zufriedenheit aufrechtzuerhalten.“

Quelle: ElitePartner – www.elitepartner.de