MĂ€nnergesundheit

Große Mehrheit der Deutschen in der Stressfalle

Einsam durch zu viel Druck? – KKH-Expertin warnt: Viele vernachlĂ€ssigen Kontakte

Viele Menschen in Deutschland fĂŒhlen sich zunehmend gestresst. Das zeigt eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH KaufmĂ€nnische Krankenkasse unter rund 2.000 BĂŒrgern im Alter von 16 bis 70 Jahren. Aktuell fĂŒhlt sich die große Mehrheit der Befragten (82 Prozent) zumindest gelegentlich großen Anspannungen und Belastungen ausgesetzt, die HĂ€lfte davon (41 Prozent) steht hĂ€ufig oder sogar sehr hĂ€ufig unter hohem Druck.

Bedenklich: Insgesamt jeder zweite Befragte (49 Prozent) gibt an, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen. Unter denjenigen, die sich hĂ€ufig unter Druck fĂŒhlen, haben dies sogar gut drei Viertel (77 Prozent) beobachtet.

Dr. Aileen Könitz, Expertin fĂŒr psychiatrische Fragen bei der KKH, sieht diese Entwicklung mit Sorge: „Dauerstress kann ernste Folgen fĂŒr unsere Gesundheit haben, da er hĂ€ufig ein anhaltendes GefĂŒhl der Überforderung oder gar Hilflosigkeit hinterlĂ€sst. Das wiederum kann zu chronischer Erschöpfung und in der Folge zu Depressionen und Angststörungen fĂŒhren oder bestehende psychische Erkrankungen verstĂ€rken. Auch körperlich macht sich Dauerstress bemerkbar. Viele merken gar nicht, dass unser System bereits frĂŒh Alarm schlĂ€gt – mit Schlafproblemen, Bluthochdruck oder hĂ€ufigen Infekten.“

Macht Stress einsam oder stresst die Einsamkeit?

Die meistgenannten stressbedingten Symptome und Beschwerden reichen laut Umfrage bei den hĂ€ufig Gestressten von Unruhe, NervositĂ€t und Gereiztheit (83 Prozent) ĂŒber MĂŒdigkeit und Schlafstörungen bis hin zu dem GefĂŒhl, ausgebrannt zu sein (je 78 Prozent). FĂŒr Aileen Könitz besonders alarmierend: 43 Prozent der hĂ€ufig Gestressten berichten von niedergedrĂŒckter Stimmung beziehungsweise von Depressionen, wenn sie unter Druck stehen. Fast ebenso viele (40 Prozent) geben an, soziale Kontakte zu vernachlĂ€ssigen oder sich einsam zu fĂŒhlen. 29 Prozent der hĂ€ufig Gestressten empfinden bei hohem Druck Verzweiflung, und jeder Vierte hat AngstzustĂ€nde (25 Prozent).

„Große Belastungen können dazu fĂŒhren, dass Menschen Kontaktpflege als anstrengend empfinden, sich immer mehr von Freunden und Familie entfernen und soziale AktivitĂ€ten meiden. Doch wer sich so verhĂ€lt, lĂ€uft Gefahr, in eine Stressspirale zu geraten. Denn: Einsamkeit kann wiederum chronischen Stress und in der Folge psychische Erkrankungen begĂŒnstigen“, erlĂ€utert die Expertin. Der Aufbau und die Pflege sozialer Netzwerke sind also essenziell, um Stress abzubauen, AngstgefĂŒhle zu reduzieren und die LebensqualitĂ€t zu steigern. Um Einsamkeit vorzubeugen oder zu ĂŒberwinden, können ehrenamtliches Engagement, die Teilnahme an Sport- oder anderen Gruppen-Kursen sowie die Mitgliedschaft in Vereinen helfen. „Alles, was uns einander nĂ€herbringt, wirkt gegen Einsamkeit“, betont Könitz.

Stressbooster Zukunftsangst?

Doch was empfinden die Deutschen ĂŒberhaupt als stressig? Ganz oben auf der Liste stehen aktuelle gesellschaftliche und politische Themen wie etwa der Klimawandel: Die HĂ€lfte aller Befragten (50 Prozent) empfindet dies als besonders belastend. Je 39 Prozent fĂŒhlen sich durch die wirtschaftliche Situation in Deutschland sowie ihre Ausbildung oder ihren Beruf unter Druck gesetzt. Jeder Vierte (26 Prozent) empfindet finanzielle Sorgen als besonders stressig.

Ob Krieg, Klimawandel oder Teuerung: Viele Menschen leiden in Krisenzeiten unter Zukunftsangst. Die stĂ€ndige Konfrontation mit schlechten Nachrichten auf sĂ€mtlichen KanĂ€len und das GefĂŒhl, nichts ausrichten zu können, versetzen das Gehirn in Dauerstress. In Deutschland existieren allgemein ein hohes SicherheitsbedĂŒrfnis und eine geringe Risikobereitschaft. Die aktuelle wirtschaftliche Lage und die anstehenden StrukturverĂ€nderungen greifen diesen Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle an. „Wir möchten am liebsten eine Garantie, sozusagen das All-Inclusive-Paket, dass uns gegen alle erdenklichen Verluste absichert. Den damit verbundenen Ängsten können wir nur erfolgreich begegnen, wenn wir unsere Resilienz, also unsere WiderstandsfĂ€higkeit, stĂ€rken. Nur so können wir mit Krisen umgehen und daran wachsen. Und hier kommen wieder die sozialen Kontakte ins Spiel, denn ein erster Schritt zur StĂ€rkung der Resilienz ist, ĂŒber Krisensituationen zu sprechen, etwa mit Familie und Freunden“, rĂ€t Aileen Könitz. Auch wenn viele Entwicklungen weder vorhersehbar noch kontrollierbar sind: Wichtig ist, nicht passiv zuzusehen, sondern aktiv zu werden. „So können wir bereits selbst viel fĂŒr unsere Resilienz tun, indem wir Entscheidungen treffen, sei es, sich bei seelischen Problemen Hilfe zu suchen, sich fĂŒr den Klimaschutz zu engagieren oder den Job zu wechseln, um die eigene finanzielle Lage zu verbessern“, sagt die Expertin.

Die KKH hĂ€lt darĂŒber hinaus diverse Angebote zur StĂ€rkung der mentalen Gesundheit bereit. Bei der digitalen Mental Health Week etwa, die bis zum 10. Oktober 2025 lĂ€uft, können sich Interessierte bei VortrĂ€gen, Impulsen, Mitmachaktionen und Experteninterviews informieren, auch ĂŒber aktuelle Themen wie kĂŒnstliche Intelligenz und Einsamkeit. Das komplette Programm ist unter dem Link Mental Health Week einsehbar. Dort ist auch eine Registrierung beziehungsweise Anmeldung möglich.
Die KKH hÀlt zudem eine Reihe von Angeboten zur Stressreduktion und StÀrkung der psychischen Resilienz bereit:
‱ StressbewĂ€ltigung & Entspannung | KKH
‱ Digitaler PrĂ€ventionspartner 7Mind | KKH
‱ Online-Psychotherapie | KKH

Hintergrundinformationen:

Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag der KKH vom 28. August bis 5. September 2025 deutschlandweit 2.001 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren telefonisch reprÀsentativ befragt.
‱ Wie ist das bei Ihnen persönlich zurzeit: FĂŒhlen Sie sich alles in allem sehr hĂ€ufig gestresst, hĂ€ufig, gelegentlich oder so gut wie nie?
‱ Haben Sie das GefĂŒhl, dass Ihr Leben in den vergangenen ein bis zwei Jahren anstrengender geworden ist bzw. der Stress zugenommen hat? Oder hat der Stress eher abgenommen – oder weder noch?
‱ Wenn Sie jetzt einmal an Situationen denken, in denen Sie unter Druck bzw. Stress stehen, welche Beschwerden bzw. EinschrĂ€nkungen haben Sie da bei sich selbst wahrgenommen?
‱ Stress kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Was ist fĂŒr Sie besonders stressig?

Quelle: KKH-KaufmÀnnische Krankenkasse