Finanzen

Entlastung bei den Pflegekosten

Bewohner eines Pflegeheims erhalten seit Anfang des Jahres mehr finanzielle Unterstützung vom Staat. Je länger die Betroffenen im Pflegeheim leben, desto höher der Zuschuss. Ein Überblick.

Pflegebedürftigkeit im Alter ist ein Thema, das gerne ausgeblendet wird. Kaum jemand möchte sich damit auseinandersetzen, dass er am Ende seines Lebens auf professionelle Hilfe angewiesen ist, vielleicht sogar rund um die Uhr. Das Leben in einer vollstationären Pflegeeinrichtung ist teuer, Betroffene müssen einen erheblichen Anteil selbst stemmen. Der „Eigenanteil“ beläuft sich – je nach Region und Einrichtung – auf 1.500 bis 2.500 Euro im Monat. Eine Tatsache, die vielen Deutschen nicht bekannt ist: 43 Prozent gehen davon aus, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die vollen Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz übernimmt, wie eine Postbank Umfrage ermittelt hat. Die Pflegeversicherung zahlt allerdings nur einen Teil der Rechnung, die Höhe des „Leistungsbeitrags“ ist abhängig vom Pflegegrad. Die gute Nachricht: Dank Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) übernimmt der Staat seit Anfang 2022 weitere Teile der Pflegekosten.

Belastung weiterhin hoch

Je länger eine Person im Heim lebt, desto höher der Zuschuss zum Pflegeanteil:
5 Prozent im ersten Jahr
25 Prozent im zweiten Jahr
45 Prozent im dritten Jahr
70 Prozent ab dem vierten Jahr

Betroffene müssen keinen Antrag stellen, um den Zuschuss zu erhalten, die Pflegeeinrichtungen rechnen ihn automatisch ab. „Die staatliche Unterstützung bezieht sich ausschließlich auf die Pflegekosten“, erklärt Katrin Chrambach von der Postbank. „Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitions- und Ausbildungskosten müssen pflegebedürftige Personen weiterhin vollständig allein tragen.“ Sie variieren stark – je nach Einrichtung und Region. Wichtig zu wissen: „Um den Eigenanteil zu bezahlen, müssen Pflegebedürftige nicht nur ihre Rente, sondern auch vorhandene Ersparnisse und Vermögenswerte einsetzen. Dazu zählt beispielsweise Wohneigentum, das unter Umständen verkauft werden muss, um mit dem Erlös die Heimkosten zu decken“, so die Postbank Expertin.

Besser vorsorgen

Es lohne sich daher, frühzeitig Rücklagen zu bilden. „Ob sich eine Zusatzversicherung oder der private Vermögensaufbau besser für die Absicherung des Pflegerisikos eignet, ist von der individuellen finanziellen Situation abhängig“, erläutert Katrin Chrambach. „Eine Versicherung ist für diejenigen empfehlenswert, die über ein ausreichend hohes und langfristig sicheres Einkommen verfügen, um die – gegebenenfalls steigenden – Raten zu bedienen. Für alle anderen bietet sich zum Beispiel ein Fondssparplan an, dessen Raten man flexibel anpassen oder zeitweise aussetzen kann.“

Informationen zur Umfrage:

In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte Kantar im Auftrag der Postbank zwischen dem 23. und 29. Januar 2019 insgesamt 1.002 Befragte ab 18 Jahren.

Quelle: Postbank