Liebe & Partnerschaft

Meine (viel) bessere Hälfte: In zwei von drei Beziehungen herrscht Neid zwischen den Partnern

Für den oder die Liebste empfindet man nur Bewunderung – oder etwa nicht? Während Neid schon gegenüber Freunden oder Kolleginnen ungern gesehen wird, ist er innerhalb einer Beziehung erst recht ein Tabu-Thema. Dabei kommt es häufig vor, dass Partner einander beneiden, wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2020 zeigt. Ob auf Selbstbewusstsein, Aussehen oder Einkommen: In der Mehrheit der Beziehungen sind Partner insgeheim neidisch.

Schlauer, schneller, schlagfertiger: Neid zwischen Partnern ist verbreitet

Ein Tabuthema, aber bei weitem keine Seltenheit: Gerade einmal ein Drittel (34 Prozent) kann sich von Neid gegenüber dem eigenen Partner freimachen. Beneidet werden vor allem soziale Fähigkeiten und Charakterzüge der Partnerin oder des Partners, seltener geht es um Geld oder Besitz. Besonders häufiger Grund für Neidgefühle sind die positive Lebenseinstellung (31 Prozent), das selbstbewusste Auftreten (27 Prozent), das große Allgemeinwissen (24 Prozent) und der Humor (23 Prozent) des Partners oder der Partnerin. Aber auch viel Freizeit (18 Prozent), Sportlichkeit (17 Prozent) und eine interessante Lebensgeschichte (15 Prozent) werden beneidet. Dass man eine gute Eigenschaft das Partners gern selbst hätte, bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass man sie dem anderen missgönnt. „Neid ist ein sehr komplexes Gefühl. Es weist nicht nur darauf hin, was man begehrt, aber selbst nicht besitzt – sondern zeigt im positiven Sinne auch, welche Eigenschaften oder Fähigkeiten am Partner geschätzt werden“, so Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner.

Männer selbstbewusst, Frauen einfühlsam? Neid-Frage zeigt alte Geschlechterbilder auf

Gleichzeitig offenbart die Frage nach beneideten Eigenschaften auch alte Rollenstereotype, die die Wahrnehmung des anderen Geschlechts weiterhin beeinflussen. Während Frauen heute nicht weniger gebildet sind, beneiden sie ihre Partner dennoch häufiger um deren Allgemeinwissen (31 Prozent) und das Selbstbewusstsein, mit dem sie es präsentieren (31 Prozent). Umgekehrt sind Männer häufiger neidisch auf das gute Aussehen (25 Prozent) – sowie auf soziale Fähigkeiten der Partnerin, wie das gute Verhältnis zur Familie (24 Prozent) und den Freundeskreis (16 Prozent).

Gender Pay Gap: Frauen in ihren Dreißigern beneiden Partner um Einkommen

Karriere und Einkommen, eigentlich Klassiker in puncto Neid, landen in Partnerschaften vergleichsweise weit unten in der Liste. Allerdings zeigen sich auch hier vermeintlich „typische“ Geschlechterrollen: Gerade einmal jeder zehnte Mann beneidet seine Partnerin um ihre Karriere. Umgekehrt aber neiden 15 Prozent der Frauen den beruflichen Erfolg des Partners. Noch größer ist der Unterschied beim Einkommen: Nur neun Prozent der Männer, aber 17 Prozent der Frauen beneiden ihre bessere Hälfte um den monatlichen Gehaltseingang. Insbesondere Frauen zwischen 30 und 39 Jahren verspüren Neid, wenn sie an das Einkommen ihres Partners denken (23 Prozent). „Gerade bei Paaren, die noch keine Kinder haben, vollberufstätig sind und schon einige Jahre Berufserfahrung haben, werden die Unterschiede deutlich“, erklärt Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner die Ergebnisse. „Frauen in ihren Dreißigern stellen immer wieder fest, dass sie ähnlich ausgebildet sind, gleichwertig viel leisten – und doch schlechter bezahlt werden als ihr Partner. Hier drücken Neidgefühle ein Ungerechtigkeitsempfinden und eine gesellschaftliche Schräglage aus.“

Späte Reue: Männer über 60 hätten gerne ein besseres Verhältnis zu den Kindern

Eine Spätfolge von Rollenteilung und Karrierefokus zeigt sich dagegen bei Männern in den Sechzigern: Jeder sechste Mann (17 Prozent) in dieser Altersgruppe beneidet seine Partnerin um ihr gutes Verhältnis zu den Kindern. Darüber hinaus schielen Männer zwischen 60 und 69 besonders häufig auf die positive Lebenseinstellung ihrer Partnerin (37 Prozent), unter ihnen vor allem die Akademiker (41 Prozent). „Neid kann auf ein Gefühl des persönlichen Mangels hinweisen und verbunden sein mit dem Leid, etwas verpasst zu haben oder nicht ausreichend leben zu können“, so unsere Diplom-Psychologin Lisa Fischbach. „Die Gefühle als Signal ernst zu nehmen, kann Anlass zur Veränderung sein.“

Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Paare sollten aufpassen, nicht in einen Konkurrenzkampf zu verfallen“

Wie aber können Paare damit umgehen, wenn sie feststellen, dass Neid zwischen ihnen herrscht? „Zuallererst geht es darum, das Neidgefühl bei sich wahrzunehmen und zu analysieren, wodurch es genährt wird“, rät Psychologin Lisa Fischbach. „Wer sich das ehrlich eingesteht, kann ein Klima von Missgunst vermeiden und das Wetteifern mit dem Partner verhindern. Produktiver ist, das Gefühl des Begehrens positiv umzuwandeln – und daraus einen Antrieb zu gewinnen, um eigene Ressourcen und Fähigkeiten besser einzusetzen.“

Quelle: ElitePartner – http://www.elitepartner.de