Liebe & Partnerschaft

Klimakrise: Jedes vierte Paar überdenkt seinen Kinderwunsch

Die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2020 zeigt, wie sich die Klimaerwärmung auf Beziehungen auswirkt. Langfristig könnte sie sich sogar in einem Geburtenrückgang bemerkbar machen – denn 28 Prozent der kinderlosen Paare in Deutschland geben an, dass sie angesichts der Klimakrise Bedenken hätten, Kinder in die Welt zu setzen. Entsprechend reduzieren viele Paare gemeinsam ihren Konsum oder verzichten auf Fleisch. In vier von zehn Beziehungen ist Umweltschutz regelmäßig Gesprächsthema. Wegen unterschiedlichen Umgangs mit Ressourcen kommt es allerdings auch immer wieder zu Streit.

Birthstrike oder Existenzangst: Paare haben Bedenken, Kinder in die Welt zu setzen

An Paaren mit Kinderwunsch geht die Diskussion um die globale Erwärmung offensichtlich nicht einfach so vorbei. Ob zugunsten der Umwelt oder schlicht aus Sorge vor den möglichen Folgen: Jeder vierte Liierte in Deutschland (24 Prozent) gibt an, dass er oder sie angesichts der Klimakrise heutzutage Bedenken hätte, Kinder in die Welt zu setzen. Befragt man nur Paare, die bisher noch keinen Nachwuchs haben, sind es sogar 28 Prozent. Besonders groß ist die Sorge bei kinderlosen Paaren zwischen 30 und 49 Jahren, fast jedes dritte dieser Paare hadert aufgrund des Klimawandels mit dem Gedanken an Familiengründung (30 bis 39-Jährige ohne Kinder: 30 Prozent, 40 bis 49-Jährige ohne Kinder: 33 Prozent).

Familiengründung prägt: Wer Kinder hat, denkt anders über Umweltschutz

Bei einigen setzen die Gedanken um die Zukunft, in der ihre Kinder einmal leben werden, dagegen erst später ein. Nämlich dann, wenn der Nachwuchs schon auf der Welt ist: 27 Prozent der Paare mit Kindern sagen, dass sich ihre Einstellung zu Umweltschutz verändert hat, seit sie Eltern sind. Vor allem vielen Akademiker-Eltern in ihren Dreißigern hat die Familiengründung die Augen geöffnet (Frauen: 39 Prozent, Männer: 48 Prozent).

4 von 10 Paaren sprechen regelmäßig über Nachhaltigkeit

Die Ergebnisse des Klimagipfels, Tempolimits auf der Autobahn oder die Ökobilanz des nächsten Urlaubs: Für vier von zehn Paaren (42 Prozent) sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit regelmäßige Gesprächsthemen. Allerdings gibt es auch einen gewissen Anteil, der darüber sehr selten oder gar nicht spricht: Bei jedem vierten Paar (26 Prozent) ist das der Fall.

Weniger Konsum, weniger Fleisch, mehr regional: Paare ändern ihren Lebensstil

Viele Paare reden nicht nur über Umweltschutz, sie versuchen auch, aktiv etwas dafür zu tun. Allen voran beim Thema Einkaufen: Mehr als die Hälfte der Paare gibt an, Wert auf regionale Produkte zu legen (57 Prozent) und fast genauso viele versuchen, gemeinsam ihren materiellen Konsum zu reduzieren (51 Prozent). Etwas weniger Engagement zeigen Paare in Deutschland in puncto Ernährung und Urlaub: 35 Prozent haben gemeinsam ihren Fleischkonsum reduziert und 34 Prozent geben an, der Umwelt zuliebe – auch bereits vor Corona – auf regionalen Urlaub statt Fernreisen zu setzen.

Streit wegen Ressourcenverschwendung belastet Partnerschaften

Unterscheiden sich die Vorstellungen, ob und wie man die Umwelt am besten schützt, führt das schnell zu Konflikten. In jeder zehnten Partnerschaft gibt es häufig (!) Streit, weil ein Partner den anderen für zu wenig umweltbewusst hält. Und auch wenn es nicht immer zum Konflikt kommt, herrscht bei jedem dritten Paar Unmut über den Umgang des Partners mit Ressourcen. 31 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer stört es, dass ihre bessere Hälfte Energie verschwendet, etwa das Licht brennen lässt oder bei offenem Fenster heizt. Und jeder Vierte ist genervt davon, dass der Partner oder die Partnerin unbedacht mit Lebensmitteln umgeht, zu viel einkauft oder wegwirft. Diskussionen um Mülltrennung sind in jeder fünften Beziehung ein Thema.

Nachhaltigkeit: auch eine Frage der Bildung

Ob ein Paar regional einkauft, hängt auch davon ab, wie viel überhaupt zur Verfügung steht: So legen besserverdienende Paare tendenziell mehr Wert auf regionale Produkte als weniger gut verdienende. Eine generelle Konsumreduktion streben dagegen unabhängig vom Einkommen vor allem Akademiker an (57 Prozent Akademiker, 48 Prozent Nicht-Akademiker), auch Fleischverzicht ist Bildungssache (42 Prozent Akademiker, 31 Prozent Nicht-Akademiker). Überhaupt sprechen deutlich mehr Paare mit akademischem Abschluss regelmäßig über Nachhaltigkeit und Umweltthemen (50 Prozent) als Liierte ohne Uni-Abschluss (39 Prozent). Keinen Unterschied macht das Bildungsniveau beim Thema Reisen – das wiederum ist eher ein Altersthema: Wenn es darum geht, der Umwelt zuliebe auf Fernreisen zu verzichten und stattdessen regional Urlaub zu machen, liegen Paare zwischen 40 und 49 (41 Prozent) vorn.

Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Was lange abstrakt und fern schien, ist im Alltag angekommen“

„Der starke Einfluss von globalen Umweltfaktoren auf unseren persönlichen Lebenskosmos ist bei vielen präsenter geworden denn je“, ordnet Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach die Ergebnisse ein. „Was lange abstrakt und fern schien, ist im Alltag angekommen und für viele Paare relevant. Das zeigt die Tatsache, wie häufig in Beziehungen über eine nachhaltige Lebensweise gesprochen wird, aber auch Uneinigkeit besteht und Auseinandersetzungen aufkommen. Das aktuelle Bewusstsein über Klimaveränderungen scheint sehr tiefgreifende Ausmaße zu haben, wenn sogar ein elementarer, für viele der wichtigste, Lebensentwurf wie die Familiengründung infrage gestellt wird.“

Quelle: ElitePartner – https://www.elitepartner.de