Liebe & Partnerschaft

Leistungsdruck beim Sex: Fast jede:r vierte Liierte ist betroffen

Sexualität hat eine wichtige Funktion in Partnerschaften – das zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2023. Über 4.000 Liierte wurden befragt, wie sie über ihr Sexleben denken. Während viele Frauen in ihrer aktuellen Beziehung auch ohne Sex glücklich sein können, ist er Männern besonders wichtig, um sich emotional verbunden zu fühlen. Auch in Partnerschaften herrscht allerdings Unsicherheit: Frauen wie Männer sorgen sich mitunter, ob sie ihre:n Partner:in wirklich zufriedenstellen – vor allem Frauen leiden zudem im Bett unter dem Druck durch unrealistische Schönheitsideale.

Love me, tender: Vor allem für Männer bringt Sex emotionale Verbundenheit

Die meisten Liierten sind zufrieden mit ihrem Sexleben und 4 von 10 Paaren tun es jede Woche miteinander – das ergab die aktuelle ElitePartner-Studie bereits. Weitere Daten zeigen: Sex ist nicht einfach nur Sex, sondern für die Hälfte der Liierten ausgesprochen wichtig, um sich dem:r Partner:in eng verbunden zu fühlen. Vor allem für Männer (56 Prozent) sind Intimitäten ein emotionales Bindeglied. Zwar ist auch Frauen diese Funktion wichtig (42 Prozent), doch sie können im direkten Vergleich eher verzichten. 55 Prozent der Frauen geben an, dass sie in ihrer aktuellen Beziehung auch ohne Sex zufrieden wären. Männer stimmen dieser Aussage mit 43 Prozent deutlich seltener zu. Jeder fünfte Mann gibt sogar zu, dass eine dauerhafte Sexflaute ihn zum Fremdgehen verleiten würde (20 Prozent; Frauen: 7 Prozent).

Nicht einmal jede:r Zweite kann offen über sexuelle Wünsche sprechen

Doch bereits jetzt gibt es für viele Paare in puncto Offenheit und Experimentierfreudigkeit noch Luft nach oben. Nicht einmal jede:r Zweite (46 Prozent) kann zumindest die meisten sexuellen Fantasien mit dem:r Partner:in ausleben, mehr als die Hälfte der Liierten bleibt also auf erotische Wünschen sitzen. Was vielleicht auch daran liegen könnte, dass sie sich schlicht nicht trauen, das Thema anzusprechen. Denn nur 46 Prozent der Frauen und 49 Prozent der Männer reden mit ihrem:r Partner:in offen über ihre sexuellen Wünsche. Entsprechend wünschen sich 19 Prozent der Frauen und sogar 37 Prozent der Männer mehr sexuelle Offenheit von ihrem:r Partner:in.

Sex-Killer Alltag: Jeder dritte Mann ist angespannt, wenn das Sexleben stagniert

Dass Sex im Laufe der Beziehung bisweilen in den Hintergrund rückt, muss nicht unbedingt auf Probleme in der Partnerschaft hindeuten. Zumindest gibt beinahe jedes zweite Paar (45 Prozent) an, sich schlicht zu selten (bewusst) Zeit für Sex zu nehmen. Sex geht also im Alltagsstress häufig unter. Besonders betrifft das Paare in den 30ern (58 Prozent) und Paare, die zwischen 5 und 10 Jahren zusammen sind (56 Prozent). Sexverzicht kann allerdings besonders bei Männern für Anspannung und schlechte Laune sorgen: Jeder dritte Mann (30 Prozent) gibt an, schneller gereizt und angespannt zu sein, wenn er und sein:e Partner:in zu wenig Sex haben. Nur für 17 Prozent der Frauen ist sexuelle Unterforderung ein Katalysator für Stress.

Leistungsdruck im Bett betrifft Frauen und Männer

Ein weiterer Sex-Killer neben dem Alltagsstress: Wenn sich eine:r oder beide nicht entspannen können, weil sie an sich selbst zweifeln. Diese Unsicherheit kann sowohl Frauen als auch Männer treffen: 27 Prozent der Frauen geben an, sich beim Sex manchmal unwohl in ihrem Körper zu fühlen – auch 15 Prozent der Männer gelingt Body Positivity häufig nicht. Beide Geschlechter machen sich zudem Sorgen, ob sie ihre:n Partner:in sexuell wirklich zufriedenstellen: 22 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer zweifeln an ihrer eigenen sexuellen Performance. Doch es gibt auch noch weitere Gründe, beim Sex nicht immer bei der Sache zu sein: Jede fünfte Frau (20 Prozent) und jeder dritte Mann (31 Prozent) geben zu, sich beim Sex schon andere Personen vorgestellt zu haben.

Vor allem Jüngere leiden unter Schönheitsidealen

Unsicherheit beim Beziehungssex ist dabei auch eine Frage des Alters: 4 von 10 Frauen zwischen 18 und 29 fühlen sich manchmal unwohl in ihrem Körper (39 Prozent) – jedem fünften Mann dieser Altersgruppe geht es genauso (22 Prozent). Jüngere Frauen (38 Prozent) und Männer (34 Prozent) sorgen sich zudem häufiger um ihre Performance. Mit dem Älterwerden zieht mehr Entspanntheit ein: Nur noch 14 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer zwischen 60 und 69 hadern beim Sex mit ihrem Körper – und auch Leistungsdruck ist viel seltener ein Thema (Frauen ü60: 8 Prozent, Männer ü60: 15 Prozent).

Sexualität ü60: große Geschlechterunterschiede

Auch wenn der Stellenwert von Sex mit dem Alter abnimmt: Gerade für Männer ist er weiterhin hoch. Noch 44 Prozent der Männer zwischen 60 und 69 ist Sex wichtig, um sich verbunden zu fühlen. Frauen sehen das nur zu 28 Prozent so. Und mehr als jeder vierte Mann in den 60ern wünscht sich mehr sexuelle Offenheit (28 Prozent; Frauen: 13 Prozent). Zwar könnten 47 Prozent der Männer in diesem Alter auch ohne Sex in ihrer Beziehung glücklich sein – bei den Frauen sind es mit 63 Prozent allerdings deutlich mehr.

ElitePartner-Psychologin Lisa Fischbach: „Häufig wird unterschätzt, wie wichtig der Austausch über die gemeinsame Intimität ist “

„Sex und Zärtlichkeiten sind eine besondere Sprache, um Liebe und Zusammengehörigkeit auszudrücken und selbst zu spüren”, gibt Diplom-Psychiologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach zu bedenken. “Es braucht viel Offenheit und Vertrauen, um sich mit der eigenen Lust zu offenbaren, sich fallen zu lassen und über sexuelle Wünsche abzustimmen. Gerade beim Sex ist das liebende Selbst hochverletzlich, denn wir zeigen uns nicht nur körperlich nackt. Häufig wird unterschätzt, wie wichtig der Austausch über die gemeinsame Intimität ist. Denn er hilft Paaren, schmerzlichen Missverständnissen, Rückzug oder Lustlosigkeit vorzubeugen und eine zufriedenstellende Sexualität zu entwickeln – auch über viele Jahre.“

Quelle: ElitePartner